Ich experimentierte mit Moltofil als Modellbaumaterial und es entstand ein rundes Gebäude mit einem Rotationskörper einer Exponentialkurve als Dach. Bei der Korrektur mit Dieter Tuscher interessierte mich vor allem, wie so ein Dach gebaut werden könnte. Zuerst prüfte er mich mit der Frage, ob ich Architekt oder Konstrukteur werden wolle. Auf meine Gegenfrage, ob da ein Unterschied sei, schickte er mich in die Fakultätsbibliothek mit dem Auftrag mir alle Bücher über Lois Welzenbacher anzuschauen.

Da gab es solche komplexen Dächer. Aber mehr beeindruckte mich, wie Welzenbachers Gebäude in der Landschaft standen. Und die Haustür zu seinem Wohnturm, die anscheinend exklusiv auf seine Körpergröße zugeschnitten war, gab mir zu denken.

Das Gebäude beim Innsbrucker Hauptbahnhof mit den großen Kesseln, die ich als Kind vom Zug aus immer bewundert hatte, war von ihm. Genauso das sprichwörtliche Hochhaus mit dem komischen Dach, das ihm aber von einem anderen aufgesetzt worden war.

Das Turmhotel Seeber in Hall war damals in einem schrecklichen Zustand. Erst Marta Schreieck und  Dieter Henke sollten Jahrzehnte später dieses tolle Ding in seiner unglaublichen Radikalität wieder herstellen. Auch das Adambräu leuchtet dank Rainer Köberl, Thomas Giner, Erich Wucherer, Andreas Pfeifer und der Intervention von Arno Ritter und vieler Kollegen wieder. Statt der Kessel wuchern jetzt von Zeit zu Zeit seltsame Gebilde durch den Raum des aut.

Gleich nach der Fertigstellung, als noch alle Räume frei zugänglich waren, wanderte ich mehrmals den langen Weg hinauf und verschiedene wieder hinunter und ich sah in Vollendung, was auch für mich stets Thema meiner Arbeit ist. Aus Schwierigkeiten, wie im Fall des Adambräus aus dem Platzmangel, überraschende Lösungen zu gewinnen, ähnlich der ungewöhnlichen vertikalen Organisation des Sudhauses, und aus scheinbar notwendigerweise herzlosen und banalen Produktions- und Arbeitsräumen lebenswerte, anregende Räumlichkeiten zu machen.

Wolfgang Pöschl, 17. September 2019